Ein Mädchen sitzt auf einem Sofa und spricht über Videotelefonie mit Familienmitgliedern.

Familie, Digitalisierung und digitale Medien

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Prof. Dr. Katrin Schlör
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Von der Herausforderung zur Bewältigung – ein ressourcenorientierter Blick auf Familie in der Digitalität

Prof. Dr. Katrin Schlör beleuchtet in ihrem Beitrag, was Digitalisierung insbesondere für Familien in belasteten Lebenslagen bedeutet und welche Potenziale für und durch ihre Teilhabe entstehen. Damit Kinder und Familien diese nutzen können, braucht es lebenslagensensible Unterstützung, qualifizierte Fachkräfte und ein entschiedenes Vorgehen gegen Bildungsbenachteiligung.

Einfluss der Digitalisierung auf Gesellschaft, Familien und Erziehung

Digitalisierung durchdringt alle gesellschaftlichen Bereiche grundlegend – so auch die erste und wichtigste Sozialisationsinstanz von Kindern: ihre Familie. Familienalltag und Erziehung ändern sich durch medial durchdrungene, pluralisierte und beschleunigte Formen des Zusammenlebens, entgrenzte Bildungs- und Arbeitszeiten oder multilokale Familienkonstellationen (u.a. bedingt durch (Re-)Migration oder Trennung) (Jurczyk et al. 2009, S. 37). So zählt das Spannungsverhältnis aus Vernetzung, Gemeinschaft und Kollaboration sowie Individualisierung, Mobilität und Ablösung zu den großen Herausforderungen für Familien (vgl. Schlör 2019). Dies liegt unter anderem daran, dass bewährte, eventuell biografisch erlernte Erziehungspraktiken in einer Kultur der Digitalität nicht ohne Weiteres verfügbar sind. Die Folge ist, dass Familien neue Bewältigungsstrategien erproben und erlernen müssen, um handlungsfähig zu bleiben (Böhnisch/Schröer 2001, S. 212 f.). In dem Konzept der Lebensbewältigung liegt folglich die Chance für Familien, das eigene Bewältigungsspektrum zu erweitern, um den genannten Herausforderungen adäquat zu begegnen und die Ressourcen der Digitalität für sich als Familie zu nutzen.

Benachteiligung von Kindern in Zeiten digitaler Medien

Nach wie vor wachsen Kinder in Deutschland in unterschiedlichsten Lebenslagen auf. Die Ausstattung mit kulturellem, sozialem und ökonomischem Kapital in ihren Familien entscheidet maßgeblich darüber, ob sie von der Digitalisierung profitieren können. Zwei Beispiele für Bildungsbenachteiligung:

1. Technische Ausstattung: Benachteiligung im Home Schooling

Insbesondere zu Beginn der Corona-Pandemie zeigte sich, dass ungleiche Zugänge zu Informationstechnologien, im Sinne des „Digital Divide“, nach wie vor zur Tagesordnung gehören: So gaben in einer Studie des Hans-Bredow-Instituts nur rund drei Viertel der 10- bis 18-Jährigen an, während des ersten Lockdowns über schnelles Internet verfügt zu haben – so verwundert es nicht, dass ein Teil aufgrund schlechter Internetverbindung oder fehlender Geräte nicht am Online-Unterricht teilnehmen konnte (vgl. Lampert/Thiel 2021, S. 10; 18), ihr Recht auf Bildung also nicht gewährleistet wurde. 

2. Übertragung von Bildungsbenachteiligung: Medien(erziehungs)kompetenz

Neben der technischen Ausstattung, die eine Art Türsteher zur digitalen Welt darstellt, kommt der Medien(erziehungs)kompetenz der Eltern, insbesondere bei kleinen Kindern, eine grundlegende Rolle zu. Die intergenerationelle Transmission von Bildungsbenachteiligung ist ein lang bekanntes Phänomen (vgl. Steinbach/Hank 2020, S. 454). Dass sie auch in einer durch die Kultur der Digitalität geprägten Gesellschaft Gültigkeit hat und damit Teilhabe an Bildung verwehrt, zeigt die DIVSI U9-Studie eindrücklich: Bei Eltern von Kindern zwischen drei und acht Jahren findet sich eine große Bandbreite an medienbezogenen Haltungen, Praktiken, empfundenen Kompetenzen und Erziehungsstrategien. Dabei wird ein großes Gefälle zwischen den einzelnen Milieus deutlich, das den Zusammenhang zwischen sozioökonomischer Ausstattung des Elternhauses (Bildung und Einkommen) und der Haltung gegenüber dem Internet (von Verunsicherung bis Multioptionalität) zeigt:

  • Eltern der Gruppe der „Digital Souveränen“ (höhere soziale Lage und progressive Grundorientierung) sind medienaffin, fördern die Mediennutzung ihrer Kinder eher und fühlen sich in ihrer Medienkompetenz und Erziehungspraxis sicher.
  • Die „Internetfernen Verunsicherten“ (niedrige soziale Lage und traditionelle Grundorientierung) fühlen sich durch die Digitalisierung abgehängt, reproduzieren dies durch einen restriktiven Medienerziehungsstil und schätzen sowohl ihre eigene Internetkompetenz als auch ihre Fähigkeit, den Kindern den Umgang mit diesem beizubringen, sehr gering ein (vgl. DIVSI 2015, S. 22 ff.).

Bildungsbenachteiligung hat auch in einer digital geprägten Gesellschaft Gültigkeit. Gleichzeitig ensteht Bildungsungleichheit erst durch die Bewertung anderer. So liegt es am gesamten Bildungssystem, sensibel auf strukturelle Reproduktionsmechanismen zu reagieren und sich kontinuierlich selbst zu reflektieren.

Familien je nach Lebenslage unterstützen

Gleichzeitig entsteht Bildungsungleichheit erst durch die Bewertung anderer. So liegt es am gesamten Bildungssystem, sensibel auf strukturelle Reproduktionsmechanismen zu reagieren und sich kontinuierlich selbst zu reflektieren: Wie normativ und an wirtschaftlichen Interessen orientiert ist das angewandte Medienkompetenzverständnis? Wie viel Eigenverantwortung wird von Individuen erwartet? Mit welcher Haltung wird „anderen“ medienkulturellen Präferenzen begegnet (vgl. Bröckling 2020, S. 33 ff.)? Dazu zählt der Blick auf Medienkulturen in Familien, der bisweilen recht normativ geprägt ist (vgl. Schlör 2019, S. 14). Tragen wir Medienpädagoginnen und -pädagogen dazu bei, dass Familien anhand stereotyper Bewertungsmechanismen „guter“ und „schlechter“ Medienerziehung auch in medienpädagogischen Zusammenhängen nicht lebenslagensensibel und auf Augenhöhe angesprochen werden? Wie sehr wird Familien durch diese Bewertung Teilhabe im digitalen Raum verwehrt, statt dass man ihnen zuhört und dadurch medienbezogene Bewältigungspraktiken und medienpädagogische Bedürfnisse ernst genommen werden?

Eltern brauchen folglich Unterstützung statt (Be-)Wertung, um Kinder bei ihrem Start in das Leben in einer digital geprägten Gesellschaft gelingend zu begleiten. Häufig findet diese Begleitung nicht in Form von bewussten Entscheidungen oder intendierten Erziehungs- und Bildungspraktiken statt, sondern im alltäglichen Miteinander, das die Weichen für jetzige und zukünftige Teilhabemöglichkeiten stellt.

Chancen für Familien durch eine Orientierung an Kinderrechten

Letztlich obliegt bei in der Familie relevanten Medienerziehungsthemen die Entscheidung den Eltern. Die Frage nach verwehrenden und ermöglichenden Strukturen hinsichtlich Medienbildung in Familien ist darum so essenziell, weil nicht nur Bildungsinstitutionen, sondern selbstverständlich auch Eltern und andere in der Familie Erziehende dazu verpflichtet sind, die in der UN-Kinderrechtskonvention niedergeschriebenen Kinderrechte zu wahren und zu fördern. Seit dem 25. General Comment ist die Umsetzung dieser Rechte im digitalen Raum klar beschrieben. Die Orientierung an den Rechten von Kindern (UN-Kinderrechtskonvention und Allgemeine Bemerkung Nr. 25) kann Unterstützung bieten und aufzeigen, welche kinderrechtlichen Potenziale in der Familie liegen:

Chancen der Digitalisierung für die Teilhabe von Kindern und die Lebensbewältigung von Familien

Im Folgenden soll mit einem lebenslagensensiblen Blick auf Familien die Frage nach den kinderrechtlichen Potenzialen der Digitalisierung in Bezug auf das Recht auf Teilhabe analysiert werden. Dafür wird zunächst die Teilhabe in außerfamilialen Systemen und im Anschluss die Stärkung der Teilhabemöglichkeiten innerhalb des Familiensystems mittels (digitaler) Medien fokussiert. Speziell die Perspektive von Kindern als aktiv gestaltende Akteurinnen und Akteure der familialen Medienkultur stellt eine Bereicherung der Auseinandersetzung mit Potenzialen und Herausforderungen der Digitalisierung in Familien dar. Zuletzt zeigen drei Beispiele, wie Familien Medien für das „Doing Family“ nutzen, d.h. wie Familien mittels Medien den Herausforderungen der digitalisierten Gesellschaft begegnen.

1. Teilhabe von Kindern und Familien in außerfamilialen Systemen

In dem Positionspapier der GMK (Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur) zu Inklusion und Medienbildung werden drei Aspekte von Teilhabe skizziert (vgl. Bosse/Haage/Kamin 2018, S. 2), die im Folgenden auf das System Familie bezogen werden:

a) Teilhabe in Medien beinhaltet die Repräsentation von Familien in den Medien und die sich daraus ergebende Sichtbarkeit von Vielfalt familialer Lebensformen und Bewältigungspraktiken. Entgegen stereotypen medialen Familiendarstellungen und inszenierten Familieninfluencer*innen-Profilen haben Familienmitglieder prinzipiell die Möglichkeit, ein selbstbestimmtes Bild ihrer selbst zu gestalten und einer (Teil‑)Öffentlichkeit zu präsentieren. Durch die Fülle an Selbstdarstellungen in Social Media können Familien familiale Diversität veranschaulichen und ihre Belange und Lebenswelten sichtbar machen. Dabei können Kinder aktive Rollen einnehmen, ohne auf den Schutz der Eltern verzichten zu müssen.

b) Um Teilhabe an Medien für alle zu gewährleisten, muss die technische Barrierefreiheit weiter vorangebracht werden. Intuitive Systeme wie die Toniebox oder Kekzhörer, die bereits kleinen Kindern selbstbestimmte Mediennutzung ermöglichen, wachsen momentan allein schon aus wirtschaftlichem Interesse stark. Niederschwellige Systeme reduzieren Komplexität für die Nutzenden, was beispielsweise im Bereich des technischen Jugendmedienschutzes hilfreich sein könnte oder bei Beratungsangeboten, die konsequent mit Vorlesefunktion, mehrsprachig und in leichter Sprache entwickelt werden könnten. Ein weiteres Verständnis von Teilhabe an Medien beinhaltet die sogenannte Accessibility, die die generelle Zugänglichkeit meint. Dies schließt eine barrierearme Gestaltung medienpädagogischer Familienangebote – auch hinsichtlich beispielsweise sozialer, zeitlicher oder finanzieller Faktoren – mit ein.

c) Teilhabe durch Medien fokussiert auf Partizipationsmöglichkeiten, die sich durch Digitalisierung eröffnen. Auf der Ebene von Online-Aktivismus können dies Petitionen zu familienpolitischen Themen sein oder Hashtag-Aktionen (bspw. #coronaeltern und #elterninderkrise), wie sie während der Corona-Pandemie angewendet wurden. Auch für Heranwachsende eröffnen sich vielfältige Partizipationsmöglichkeiten, etwa durch das Einbringen ihrer Perspektive in Familienchat-Gruppen oder durch ihre (zugeschriebene) Rolle als Expertinnen und Experten für technische Fragestellungen gegenüber den älteren Familiengenerationen.

Speziell die Perspektive von Kindern als aktiv gestaltende Akteurinnen und Akteure der familialen Medienkultur stellt eine Bereicherung der Auseinandersetzung mit Potenzialen und Herausforderungen der Digitalisierung in Familien dar.

2. Teilhabe heißt auch Teilgabe: Kinder können Medienkultur mitgestalten

In dem Diskurs um Bildungsteilhabe aus einer inklusiven Perspektive kommt dem Begriff der „Teilgabe“ eine wachsende Bedeutung zu. Im Kern geht es darum, dass jedes Mitglied einer Gesellschaft seinen Beitrag für das gelingende Zusammenleben leisten kann und anderen Einblick in seine Lebenswelt gibt (vgl. Stiftung Leben pur 2020, S. 4; Irl und König 2017, S. 11). Auch Kinder wollen die familiale Medienkultur mit-gestalten und mit-entscheiden (vgl. bspw. Schlör 2016, S. 303) und mit ihrer Teilgabe ihren Beitrag zu einem gelingenden Familienleben leisten. Ein Beispiel, wie die teils recht emotional geführte Diskussion um elterliche Smartphonepraktiken im Sinne des Empowerments der Kinder betrachtet werden kann, zeigt das Video „Swipe Swipe Elternzeit“ der Sendung mit der Maus (Westdeutscher Rundfunk):

3. Doing Family: Medien helfen Familien im Alltag oder bei Belastungen

Ein Ansatzpunkt, um familiale Medienkulturen besser zu verstehen und in das Lebensbewältigungskonzept einzuordnen, ist das Konzept des Doing Family, demzufolge Familienmitglieder ihr Familiensystem kontinuierlich über entsprechende Herstellungspraktiken bestärken müssen. Selbstverständlich kommen Medien für solche Doing-Family-Praktiken eine essenzielle Bedeutung zu (vgl. Schlör 2016). Medienbezogenes Doing Family eröffnet ein großes Potenzial für die Lebensbewältigung von Familien. Speziell in Belastungssituationen wie Krankheit, Trennung, Stress oder Multilokalität können Familien durch Medienpraktiken Unterstützung bei der Herstellung von Familie und der Inklusion ihrer Mitglieder erfahren. Insbesondere drei Strategien lassen sich dabei unterscheiden (vgl. Schlör 2016, S. 242 ff.):

 

Handlungsimpulse: Wie können Familien im Umgang mit dem digitalen Umfeld unterstützt werden?

Um Familien in ihren jeweiligen Bewältigungspraktiken mittels Medien möglichst zielführend unterstützen zu können, zeigen die folgenden Handlungsimpulse auf, wie Akteurinnen und Akteure aus medien- wie auch aus familienpä­dagogischer Praxis Familien bezüglich einer (für sie selbst) gelingenden Medienkultur begleiten können. Diese bauen auf Erkenntnissen der Studie „Medienkulturen in Familien in belasteten Lebenslagen“ (vgl. Schlör 2016) auf:

1. Auf die individuellen Lebenssituationen der Familien eingehen

Wie im Beitrag gezeigt wurde, entstehen durch die Digitalisierung und die dadurch veränderten und erweiterten Nutzungspraktiken diverse Potenziale für Familien. Abhängig von der Lebenslage, dem sozioökonomischen Status und der Medien(erziehungs)kompetenz fällt es Eltern unterschiedlich leicht, ihren Kindern einen sicheren Weg in eine an den Chancen der Digitalisierung orientierten Welt zu eröffnen. Verstärkend wirkt sich der normative Blick auf legitime Medienpraktiken in Familien aus, der nicht nur von der Gesellschaft oder von formalen Bildungsinstitutionen geprägt wird, sondern teilweise auch von der Medienpädagogik selbst. Hier gilt es, sensibel für Reproduktionsmechanismen von Bildungsungleichheit in der medienpädagogischen Arbeit mit Familien zu sein. Denn, um Familien im Rahmen von (medien)pädagogischen Angeboten adäquat unterstützen zu können, bedarf es einer Haltung, die vom Bewerten zum Verstehen von Medienpraktiken gelangt und die Heterogenität von Erziehungsstilen und Doing-Family-Praktiken anerkennt. Diese Herangehensweise, die einer grundsätzlich wertschätzenden Haltung entspricht, wird als lebenslagensensible medienpädagogische Arbeit mit Familien beschrieben.

2. Pluralisierung anerkennen und gesamtes Familiensystem (Großeltern, Eltern, Kinder oder Freund*innen) ansprechen

Lebenslagensensible medienpädagogische Arbeit mit Familien erkennt in einem ersten Schritt die Pluralisierung von Familien an, zeigt sich offen für ein breites Familiensystem und wendet sich an das gesamte Unter­stützungssystem, beispielsweise auch an Großeltern, Freundinnen und Freunde, Erziehungsbeistände oder – anders gesagt – an alle Akteurinnen und Akteure, die von den Familien als für die Erziehung relevant empfunden werden. Zudem gilt es, den Bedarf nach speziellen Themen aufzugreifen, wie beispielsweise Medienerziehung bei geteiltem Sorgerecht.

3. Die Teilhabe und Teilgabe von Kindern unterstützen

Das Ziel lebenslagensensibler Angebote besteht unter anderem darin, Familien in ihrem Selbstausdruck und damit in ihren Teilhabe- und Teilgabemöglichkeiten zu unterstützen. Dies kann beispielsweise mit Methoden der aktiven Medienarbeit erreicht werden. Speziell in intergenerationellen Bildungsangeboten erfahren Familien durch den gemeinschaftlichen Prozess der aktiven Hervorbringung Wertschätzung für die gemeinsame Leistung und gewinnen wertvolle Ressourcen für die Herstellung von Familie (zur Vertiefung vgl. Schlör/Kluge 2014). Familien(mitglieder) erle­ben sich so – sowohl gegenseitig als auch selbst – als kompetente Ge­stalter*innen ihrer Lebens- und Medienwelt. Bei der Auswahl der Themen und der methodischen Gestaltung gelten Partizipation und Bedürfnisorientierung als grundlegende Prämissen.

4. Ausreichende Ressourcen zur Unterstützung bereitstellen

Denkbar sind solche Angebote, die flexibel auf unterschiedliche Bedarfe und Voraussetzungen eingehen und nachhaltige Strukturen schaffen, nur mit einer entsprechenden Ausstattung mit zeitlichen, personellen, finanziellen und fachlichen Ressourcen.

5. Bildungsbenachteiligung bekämpfen

In der Vergangenheit – insbesondere in den Anfängen der Corona-Pandemie – wurde sehr häufig die Verantwortung für Medienbildung an die Elternhäuser abgeschoben. Wie bereits verdeutlicht, wirkt diese Praxis wie ein Brennglas auf Bildungsbenachteiligung. Zwar wurden mit dem Digitalpakt Schule Grundsteine für eine verbesserte digitale Infrastruktur in der schulischen Sphäre gelegt und damit Möglichkeitsräume geschaffen, Kinder unabhängig von der Ausstattung und der Medienerziehung in ihren Familien zu unterstützen, doch die tatsächliche Umsetzungspraxis liegt noch weit hinter den Möglichkeiten zurück. Zudem benötigen Einrichtungen der außerschulischen Bildung wie offene Kinder- und Jugendarbeit und familienähnliche Systeme wie beispielsweise die stationäre Kinder- und Jugendhilfe oder Unterkünfte für geflüchtete Familien dringend ebenfalls ein klares Statement und Zusagen von Fördermitteln.

6. Qualifizierung von Fachkräften für die Begleitung von Familien

Doch neben digitaler Ausstattung müssen politische Entscheider*innen dringend immer die Qualifizierung der Fachkräfte bzw. der Adressatinnen und Adressaten sowie die medienpädagogische Begleitung der Eltern und Familien mitdenken. Nur wenn alle familiennahen Systeme Hand in Hand agieren, können Kinder die Potenziale der digitalisierten Welt vollumfänglich ausschöpfen und ihre Rechte wahrnehmen.

Handlungsempfehlungen für eine Stärkung von Kinderrechten

Portraitfoto von Dr. Katrin Schlör
Von Prof. Dr. Katrin Schlör
Prof. Dr. Katrin Schlör ist Professorin für kulturelle Bildung in der Sozialen Arbeit an der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg am Campus Reutlingen. Sie promovierte an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg zum Thema Medienkulturen in Familien in belasteten Lebenslagen und ist als selbständige Referentin und Autorin für Medienbildung tätig.